Das Jahr 2004 und seine Folgen ****

2004 ist vieles in Deutschland passiert. Einige Punkte wollen wir in unserem Rückblick aufgreifen, wobei uns wieder die „Wörter des Jahres“ helfen.

Die wirtschaftliche Lage Deutschlands ist auch 2004 recht schwierig. Die Arbeitslosigkeit steigt, und viele Firmen entlassen Arbeiter oder schließen ganz. Die Schulden des Staates kletterten auf Rekordhöhe. Die Menschen haben weniger Geld zur Verfügung. In einer solchen Situation sind Reformen nötig. Einige davon hat man in den letzten Jahren schon auf den Weg gebracht, in diesem Jahr wurde der Name einer Reform zum Wort des Jahres : „Hartz IV“. Diese Reform ist nach dem Vorsitzenden [1] einer Kommission von Experten benannt, die Vorschläge zum Abbau der Arbeitslosigkeit gemacht hat. Durch diese Reform werden Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammengelegt. Menschen, die länger arbeitslos sind, bekommen dadurch weniger Geld als bisher. Außerdem müssen sie jede Arbeit annehmen. Bisher konnten Arbeitslose Arbeiten, die für sie einen sozialen Abstieg bedeuten würden, ablehnen, ohne dass ihnen das Arbeitslosengeld gestrichen bzw. gekürzt wurde.

Diese Reform ist natürlich nicht sehr beliebt, daher gab es viele Proteste gegen sie. Aber die Regierung bleibt hart,so wird der Staat in diesem Jahr hoffentlich weniger Geld für die Arbeitslosen ausgeben müssen. Die Menschen werden nun eher bereit sein, eine schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen oder eine Arbeit, die nicht ihren Fähigkeiten entspricht. In vielen anderen Ländern ist das selbstverständlich.

Auch bei der Gesundheit ist weiterhin Sparen angesagt[2]. Die Kosten für Medikamente, Krankenhausaufenthalte und medizinische Technik steigen weiter. Damit die Menschen nicht schon bei harmlosen Erkrankungen zum Arzt gehen, muss jetzt jeder Patient im Vierteljahr 10 Euro „Praxisgebühr“ aus eigener Tasche bezahlen.

Politisch hat die regierende SPD in der Wählergunst wieder zugenommen, während die oppositionelle CDU durch eigene Fehler in den Umfragen nur noch wenig vor der SPD liegt.

Deutschland hat auch einen neuen Bundespräsidenten. Am 23. Mai wählte die Bundesversammlung den Wirtschaftsfachmann Prof. Dr. Horst Köhler zum 9. Bundespräsidenten und ersten Mann im Staate.

Schwierigkeiten bringt die Integration von Ausländern in Deutschland. Manche Ausländer, besonders Türken, leben schon in der dritten oder vierten Generation in Deutschland, sprechen aber immer noch nicht die deutsche Sprache, und manche wollen sich nicht in die deutsche Gesellschaft integrieren. Dies führt zur Entstehung von „Parallelgesellschaften“. Um dies zu verhindern, werden jetzt Sprachkurse für Neuankömmlinge zur Pflicht. Aber ohne den Willen sich zu integrieren, wird auch dies wohl nur wenig helfen.

Die Rechtschreibreform hat auch 2004 wieder die Gemüter erhitzt. So sind im Sommer einige Zeitungen zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt. Aber viel gebracht hat es nicht. Die Kultusminister der Länder bleiben bei der neuen Rechtschreibung, die in den Schulen seit sechs Jahren erfolgreich gelehrt wird. Ein „Rat für deutsche Rechtschreibung“ wurde eingesetzt, der nun noch einmal Veränderungen in der Orthografie vorschlagen soll.

Deutsche Schulen haben 2004 nicht für gute Schlagzeilen[3] gesorgt. Der zweite PISA-Test hat den deutschen Schülern nur wenig Ruhm gebracht. Das schlechte Abschneiden[4] in beiden Tests hat die Wortschöpfung der „PISA-gebeutelten[5] Nation“ hervorgebracht. Wie kreativ die deutsche Sprache doch immer wieder ist!

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 1/2005

 

[1] Dr. Peter Hartz
[2] angesagt: gespr; (besonders von Jugendlichen verwendet) etwas ist als Nächstes geplant oder ist Mode
[3] die Schlagzeile: wichtiges Thema in der Presse; große Überschrift
[4] das Abschneiden: (hier) die Resultate
[5] gebeutelt: von Misserfolgen belastet