Das Jahr 2005 und seine Folgen ****

An dieser Stelle möchten wir noch einmal einige der wichtigsten Ereignisse des Jahres 2005 in Deutschland Revue passieren zu lassen. Eine Hilfe sind uns dabei auch in diesem Jahr wieder die Wörter des Jahres.

2005 war das Jahr der Bundestagswahl. Nach dem überraschenden Sieg der CDU bei der Landtagswahl im Mai in Nordrhein-Westfalen hat Bundeskanzler Schröder vorzeitig Bundestagswahlen angesetzt. Der überraschende Wahlausgang ergab für die favorisierte CDU gegenüber der SPD nur einen hauchdünnen Sieg. Beide großen Parteien bildeten notgedrungen eine große Koalition. Sie hat jetzt im Deutschen Bundestag eine deutliche Mehrheit. Obwohl eine große Koalition nie eine gute Lösung ist, blieb nach dem Wahlergebnis keine wirkliche Alternative. Es gab zwar Überlegungen zu einer Jamaika-Koalition [1], bestehend aus CDU, FDP und Grünen, die aber die Grünen ablehnten.

Die Vorsitzende der CDU, Angela Merkel, wurde zur ersten deutschen Bundeskanzlerin gewählt. Bundeskanzlerin wurde zum Wort des Jahres, weil es etwas Neues ausdrückt. Vor wenigen Jahrzehnten hätte man eine Frau an der Spitze der Regierung noch als „Frau Bundeskanzler“ bezeichnet. Angela Merkel kommt aus Ostdeutschland. Sie studierte in Leipzig Physik und engagiert sich seit 1989 in der Politik.

Viele Deutsche haben sich diese große Koalition gewünscht, weil sie der Meinung sind, dass nur die gemeinsame Anstrengung beider großen Parteien die Probleme und Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, meistern kann. Dies sind, um nur einige zu nennen, besonders die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit, sowie die Probleme im Gesundheitswesen und bei den Renten. Wie viele Länder Europas leidet auch Deutschland unter der zunehmenden Alterung der Bevölkerung. Die Menschen werden älter, aber es werden immer weniger Kinder geboren, so dass sich immer weniger junge Menschen um die zunehmende Zahl älterer Menschen kümmern und durch ihre Arbeitsleistung für die Renten aufkommen können. Hier Lösungen zu finden wird eine der dringendsten Aufgaben der neuen Regierung sein.

An zweiter Stelle als Wort des Jahres wurde die von einer großen Tageszeitung geprägte Schlagzeile „Wir sind Papst“ gewählt, mit der diese die Wahl des deutschen Kardinals Joseph Ratzinger als Benedikt XVI. zum Nachfolger von Papst Johannes Paul II. Kommentierte.

„Tsunami” ist nach Einschätzung der Gesellschaft für deutsche Sprache das drittwichtigste Wort des Jahres, weil die Flutkatastrophe in Südasien vom 26. Dezember 2004 monatelang die Schlagzeilen in Deutschland bestimmte. Beinahe 300.000 Menschen starben in den durch ein Seebeben ausgelösten Fluten, darunter auch zahlreiche deutsche Touristen. 70 Millionen Euro spendeten die Deutschen für die Opfer der Flutwelle in Asien.

Wenn auch mit Verzögerung, wurde am 1. Januar in Deutschland die Lkw-Maut eingeführt. Mit einem durch Satelliten gestützten System werden die von jedem Lkw auf Autobahnen gefahrenen Kilometer erfasst und abgerechnet. Ein technisches Vorzeigeprojekt.

Viele Studenten protestierten, weil in mehreren Bundesländern 2006 Studiengebühren eingeführt werden sollen. Aber das Protestieren half wenig, viele Studenten müssen demnächst bis zu 500 Euro im Semester für ihr Studium bezahlen.

Zu einem weiteren Wort des Jahres wurde der Begriff „Telenovela“ gewählt. Dies ist eine spezielle Form der Fernsehserie, die in Lateinamerika konzipiert wurde und seit den 1990er-Jahren auch in anderen Regionen der Welt ausgestrahlt wird. [2] Mehrere Telenovelas wurden und werden inzwischen in Deutschland produziert und täglich von vielen Millionen Menschen gesehen.

2005 war auch das Jahr für deutschen Pop und Rock. Nach dem Erfolg der Gruppe „Wir sind Helden“ verkauften auch andere deutsche Bands wie „Juli“ [3], „Silbermond“ und „Tokio Hotel“ bis zu einer halben Million Scheiben pro Album.

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 1/2006


[1] so benannt nach den Farben der Flagge von Jamaika (Schwarz, Gelb, Grün)
[2] Normalerweise wird täglich ein Kapitel ausgestrahlt. Die Sendung endet normalerweise nach acht bis 2 Monaten und hat meistens einen glücklichen Ausgang.
[3] Juli war 2005 die erfolgreichste deutsche Nachwuchsband in Europa.