Mein Studium in Deutschland

Aller Anfang ist schwer. Es war nach einem Au-pair-Jahr in München für mich nicht leicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Soll ich in Deutschland weiter studieren? Welche Fächerkombination wird die beste sein? Schaffe ich das überhaupt? Was mache ich danach? Mir gingen damals so viele Sachen durch den Kopf.

Jetzt ist es schon eine Weile her, und ich bin bereits im 5. Semester an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) immatrikuliert. Slawistik, Interkulturelle Kommunikation und Betriebwirtschaftslehre sind die Fächer, für welche ich mich entschieden habe. Natürlich habe ich am Anfang keine Berührungsängste[1] an der Uni gehabt, da ich in der Ukraine schon ein Studium an der Fakultät für Fremdsprachen absolviert hatte. Es gab trotzdem sehr viele Sachen, die ich an der deutschen Universität bewältigen musste. Unterricht in einer Fremdsprache, dachte ich, sollte für mich ja kein Problem sei. Ich konnte vorher ganz gut Deutsch sprechen und schreiben. Es war jedoch in den ersten Wochen sehr mühsam, mich an die Sprache der Wissenschaft zu gewöhnen. Ich merkte, dass ich in der deutschen Fachsprache noch sehr schwach war. Es gab doch viel Neues! …

Im Vergleich zu meiner Heimat Ukraine durfte ich selbst entscheiden, welche Vorlesungen ich besuche, und in welchem Semester. Es gibt keinen festen Studienplan. Den muss sich jeder Student in jedem Semester selber zusammenstellen. Die Art und Weise, wie unterrichtet und befragt wird, ist auch anders. Der Professor gibt den Studenten nur einen kleinen Teil Grundwissen zu einem bestimmten Thema, den Rest erlernt man selbst. Das Studium an einer deutschen Uni verlangt sehr viel Selbstdisziplin und Bereitschaft zum Selbstlernen. Aber durch die die vielseitigen Möglichkeiten der Nutzung von Bibliotheken, Internet und Online-Katalogen macht es Freude, selbständig zu studieren. Ich kann mir ein Buch von zu Hause bestellen und es dann einfach zu einem festen Termin abholen.

Als Student bekommt man auch sehr gute Betreuung durch Tutoren – Studenten, die in höheren Semestern sind und sich gut in allem, was das Studium betrifft, auskennen. Sie organisieren Stadt- und Bibliotheksführungen für Neuankömmlinge, Ausflüge, Internationale Abende, Partys, Uni-Sport – eine große Menge von Freizeitangeboten füllt den studentischen Alltag sehr gut.

Ich habe auch eine sehr gute Wohnmöglichkeit gefunden: ein christliches Wohnheim, sehr ruhig und zentral gelegen, fünf Minuten mit der U- Bahn bis zur Universität – ideal für Studenten. In München gibt es sehr viele private Wohnheime, außerdem sorgt auch das Studentenwerk dafür, dass jeder, der ein Zimmer braucht, es auch in einem der Universitätswohnheime bekommt. Manche müssen aber ein paar Semester warten, bis sie ein Zimmer im Wohnheim erhalten.

An der LMU gibt es auch eine christliche Gemeinde, in der jede Woche ein Gottesdienst für junge Menschen stattfindet. Es ist immer ein sehr schönes Erlebnis, wenn alle zusammen singen und beten. Manchmal gibt es noch ein gemeinsames Frühstück, was eine gute Möglichkeit für nette Bekanntschaften und gute Unterhaltung ist.

Was für mich einmalig in München ist, ist der Englische Garten, ein großer uralter Park im Herzen der Stadt – Entspannungsort für Jung und Alt. Wenn es warm ist, sind alle Studenten in den Pausen dort zum Lesen, zum Ball- oder Tennisspielen oder einfach, um nichts zu tun. Und wenn man Vorlesungen oder Seminare hat, dann sind es nur zwei Minuten bis zur Uni.

Ich finde es großartig, dass sich momentan für junge Menschen so viele Wege öffnen, im Ausland zu studieren. Habt keine Angst! Probiert es einfach mal und bewerbt euch über den DAAD um einen Sprachkurs, ein Austauschsemester, oder ein Promotionsstudium in Deutschland. Vielleicht trifft man sich bald irgendwo an der Münchener Universität. Die Welt ist ja so klein!

Svitlana

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 2/2008

Artikel als Hörtext

 

[1] Angst vor etwas Neuem