Immer Ebbe in der Kasse ***

David studiert an der Universität Passau Sprachen-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien. Diesmal schreibt er über die finanzielle Situation der deutschen Studenten.

Leere! Ich will mir noch schnell was zu Essen kaufen, da merke ich an der Kasse, dass in meinem Portemonnaie gähnende[2] Leere herrscht. Es hilft nichts – ich muss die Sachen wieder zurückbringen und unverrichteter Dinge aus dem Laden gehen. Und hoffen, dass sich auf meinem Bankkonto noch etwas findet und mir irgendwo ein Geldautomat weiterhilft.

Aber häufig passiert es Studenten auch, dass das Geld nicht nur im Portemonnaie alle ist, sondern auch auf dem Konto. Gerade wenn man gegen Ende eines Monats einen Studenten fragt: „Kommst Du mit ins Kino?“, ist die Antwort häufig: „Nein, ich kann erst nächste Woche wieder, hab´ kein Geld mehr.“

Dabei sind die deutschen Studenten eigentlich gut versorgt. Statistisch hat jeder von ihnen im Durchschnitt rund 770 Euro pro Monat zur Verfügung. Woher dieses Geld kommt, ist ganz verschieden. Die meisten der rund zwei Millionen Studenten in Deutschland bekommen Geld von ihren Eltern.

Hilfe vom Staat

Doch wenn die Eltern nicht genug Geld haben, um ihren Kindern das Studium zu bezahlen, dann hilft der Staat weiter. [3] Fast jeder dritte deutsche Student bekommt bis zu 530 Euro BAFöG pro Monat. [4] Die eine Hälfte darf der Student behalten, während die andere Hälfte ein zinsloses Darlehen ist. Zurückzahlen muss man es jedoch frühestens fünf Jahre nach dem Ende des Studiums, und zwar nur, wenn man dann genügend Geld verdient.

Unabhängig vom Gehalt bekommen die Eltern auch noch ein „Kindergeld“. Zurzeit sind das für das erste Kind 154 Euro pro Monat. Wenn die Kinder nicht mehr Zuhause wohnen, geben viele Eltern das Geld direkt an ihre Kinder weiter.

Viele Studenten arbeiten auch noch nebenbei, um ihre Kasse aufzubessern. Besonders beliebt ist der Job als Kellner in einem Restaurant oder als Verkäufer, zum Beispiel in einem Bekleidungsgeschäft. Dafür gibt es dann zwischen 6,00 und 12,00 Euro pro Stunde – je nachdem in welchem Unternehmen und in welcher Region man arbeitet. Besonders in Ostdeutschland verdient man weniger Geld, in Süddeutschland eher mehr. Aber dafür sind die Ausgaben in Süddeutschland auch höher als an anderen Gegenden Deutschlands.

In diesem Jahr werden in mehreren Bundesländern Studiengebühren von durchschnittlich 500 Euro je Semester eingeführt. Dies wird die Studenten stark belasten.

Zu dritt in einer WG

Ich wohne zusammen mit zwei Freunden in einer Wohnung. Jeder hat ein kleines Zimmer, und wir teilen uns eine Küche, ein Bad und ein Wohnzimmer mit Balkon. Mein Anteil an der Miete beträgt 150 Euro plus 60 Euro für Nebenkosten wie Wasser, Heizung und Strom. Im Durchschnitt zahlen Studenten in Deutschland fürs Wohnen etwa 250 Euro. [5] Fast noch einmal so viel Geld brauchen die meisten Studenten monatlich für Essen und Trinken. Das restliche Geld wird für viele verschiedene Dinge ausgegeben: Bücher, die man zum Studieren braucht, kosten leicht schon mal 50 Euro, Bahnfahrten kosten schon über mittellange Strecken schnell 100 Euro, und auch für Kleidung geben manche Studenten ziemlich viel Geld aus, zumal[6] wenn sie auf schicke[7] Kleidung Wert legen. Bei den Ausgaben für Freizeitaktivitäten gehen die Gewohnheiten wohl am stärksten auseinander. Manche Studenten gehen häufig ins Kino oder in eine Kneipe[8]. Andere müssen sparsamer sein und sehen Zuhause mit Freunden fern und kochen ihr Essen am eigenen Herd. Aber Geld ist fast immer ein Thema!

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 1/2006

 

[1] im Geldbeutel etc. herrscht/ist Ebbe: es ist so gut wie kein Geld mehr, nicht mehr genügend Geld da
[2] gähnend: (hier) vollkommen
[3] Dazu gibt es das nach dem Bundes-Ausbildungs-Förderungs-Gesetz, kurz: BAFöG.
[4] Dies richtet sich nach dem Einkommen der Eltern.
[5] die WG: Wohngemeinschaft
[6] In Wohnheimen liegt der Preis bei durchschnittlich 180 Euro für ein Zimmer.
[7] schick: elegant und modern ? chic
[8] die Kneipe: (urspr.) ein einfaches Lokal, in das man geht, um etwas (besonders alkoholische Getränke) zu trinken