Studium: Fakten

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Exzellenzinitiative, neue Studienfächer und immer mehr Bachelor- und Masterstudiengänge: Eine Übersicht über die deutsche Hochschullandschaft

„Einheit von Forschung und Lehre“ lautet das Prinzip, nach dem die deutschen Hochschulen aufgebaut sind. Wissenschaftliche Spitzenforschung geht Hand in Hand mit den Lehrveranstaltungen für die Studierenden.

Die wissenschaftliche Exzellenz [1]der deutschen Universitäten und Fachhochschulen überzeugt immer mehr Studenten aus aller Welt. Von den zurzeit rund 1,98 Millionen an deutschen Hochschulen immatrikulierten Studenten[2] kommen fast 250000 aus dem Ausland – fast 100000 Studentinnen und Studenten mehr als vor zehn Jahren. Allein im Studienjahr 2004/2005 stieg die Zahl der in Deutschland studierenden US-Amerikaner um zehn Prozent. Vor allem bei Studierenden aus China, Bulgarien, Polen und Russland ist ein deutscher Studienplatz begehrt.  Aber auch deutsche Studierende werden immer mobiler: Etwa 69000 Deutsche studieren in einem anderen Land.

Im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe liegt Deutschland im Spitzenfeld. Ob in einer Großstadt oder lieber im Grünen, ob traditionsreich oder modern: Kaum ein anderes europäisches Land verfügt über solch eine vielfältige Hochschullandschaft. 376 Universitäten, Fachhochschulen, Kunsthochschulen, Pädagogische sowie Theologische Hochschulen und Verwaltungsfachhochschulen bieten ein immenses Angebot an Fächern und Studiengängen. Anfang 2007 verzeichnet der von der Hochschulrektorenkonferenz herausgegebene Hochschulkompass 8865 Studiengänge, die zu einem ersten Hochschulabschluss führen, und 2807 weiterführende Studienmöglichkeiten. Ob Medizin, Europa-Studien, Automobildesign, Wirtschaftswissenschaften oder Computervisualistik – die akademischen Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Und sollte ein Fach tatsächlich in Deutschland nicht angeboten werden, eröffnen über 18000 internationale Kooperationen mit fast 4000 ausländischen Hochschulen in 140 Staaten weitere Möglichkeiten.

23000 Professorinnen und Professoren geben in Hörsälen und Seminarräumen ihr Wissen an die Studierenden weiter. An privaten Hochschulen lehren allerdings die wenigsten. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Ländern spielen die privaten Bildungseinrichtungen in Deutschland eine untergeordnete Rolle. Fast alle Studierenden sind an öffentlichen Universitäten oder Fachhochschulen eingeschrieben, die unter staatlicher Aufsicht stehen und in der Regel für jeden offen sind, der Abitur oder einen vergleichbaren Schulabschluss besitzt.

In den Vorlesungsverzeichnissen tauchen aber nicht nur immer wieder neue Studiengänge auf. Auch bei den Abschlüssen verändert sich die deutsche Bildungslandschaft[3] grundlegend. Im Zuge des „Bologna-Prozesses“ ersetzen die Hochschulen bis 2010 ihre Magister- und Diplomstudiengänge durch solche mit Bachelor- und Masterabschluss. Fast die Hälfte aller Studiengänge an den deutschen Hochschulen sind bereits umgestellt. Die Abschlüsse der Studierenden sind so einfacher international vergleichbar. Auch die Universitäten selbst stellen sich dem Wettbewerb. 1,9 Milliarden Euro stellen der Bund und die einzelnen Länder für die laufende Exzellenzinitiative zur Verfügung. Geld, mit dem Graduiertenschulen für den Forschernachwuchs, Exzellenzcluster für die Spitzenforschung und die Forschungsprofile von bis zu zehn ausgewählten Elite-Universitäten gefördert werden.

Hochschultypen nach Maß

Fachhochschule, Technische Hochschule, Universität, Berufsakademie: Das deutsche Hochschulsystem hat viele Seiten, viele verschiedene Hochschultypen – das verwirrt vielleicht auf den ersten Blick, bedeutet aber auch: Die große Vielfalt bietet die bestmögliche Studienwahl. Wer sehr viel Wert auf Praxisnähe legt, ist an einer Fachhochschule gut aufgehoben, wen es in die eher theoriebezogene Forschung zieht, wählt eine Universität.

Universität

Universitäten sind die klassische Form der Hochschule. Die 102 deutschen Unis verknüpfen Forschung und Lehre eng miteinander. Die meisten von ihnen bieten das gesamte Fächerspektrum an. Besonders stark technisch orientierte Universitäten bezeichnen sich als Technische Universität (TU) oder Technische Hochschule (TH). Gegenüber den anwendungsorientierten Fachhochschulen legen sie größeren Wert auf Grundlagenforschung.

Fachhochschule

Ausbildung für Praktiker: Die 170 deutschen Fachhochschulen (FH) verstehen sich als Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Sie stehen für hohen Praxisbezug und eine starke Anbindung an die Arbeitswelt, die Schwerpunkte liegen auf Technik, Wirtschaft, Gestaltung und Sozialwesen. Ein Medizin- oder Jurastudium oder eine Promotion kann man an einer FH dagegen nicht absolvieren.

Kunst-, Musik- und Filmhochschulen

Für Kreative: An den 53 staatlich anerkannten Kunst-, Musik- und Filmhochschulen entscheidet zumeist eine Eignungsprüfung darüber, wer hier studieren darf. Besonders begehrt bei ausländischen Studierenden sind die 23 deutschen Musikhochschulen: Der Anteil ausländischer Studierender hier liegt bei 35,7 Prozent. Die Einstiegshürden für die künstlerischen Hochschulen sind zwar hoch, dafür ist die Ausbildung – häufig in Einzelunterricht oder Kleingruppen – exzellent.

Berufsakademie

Die 38 deutschen Berufsakademien (BA) sind keine Hochschulen, aber ihre Abschlüsse werden teilweise denen der FHs gleichgestellt. BAs bieten ein Fachstudium in Wirtschaft, Technik oder Sozialwesen kombiniert mit einer Berufsausbildung an. An einer Berufsakademie kann aber nur studieren, wer einen Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen abgeschlossen hat. Absolventen haben gute Jobaussichten, vor allem bei Global Playern mit Standorten in aller Welt.

Private Hochschule

Für Selbstzahler: Studiengebühren zwischen 1800 und 4700 Euro pro Semester verlangen die 69 privaten Hochschulen, dafür bieten sie kleine Studiengruppen, eine enge Anbindung an die Wirtschaft, hohen Praxisbezug und kurze Studienzeiten. Aber: Nicht alle Privaten erfüllen diese Erwartungen. Ganz wichtig ist zu prüfen, ob eine Privatuni staatlich anerkannt ist. Denn sonst gelten auch die Studienabschlüsse nicht als anerkannt, was zu großen Problemen bei der Jobsuche führen kann.

Rainer Stumpf ©Deutschland magazine www.magazine-deutschland.de