Der Zauber des „Weißen Goldes“

Am 23. Januar 1710 wurde publik gemacht, was in den Kasematten des Dresdner Schlosses in jahrelangen Versuchen geformt und gebrannt worden war und nun den Reichtum des Kurfürstentums Sachsen mehren sollte. In lateinischer, französischer und deutscher Sprache teilte die sächsische Hofkanzlei mit, dass eine Porzellan Manufaktur gegründet sei. 300 Jahre später öffnet die Manufaktur in Meißen die größte Sonderausstellung seiner Geschichte.

Auf der Suche nach Gold

Die Prunksucht des sächsischen Kurfürsten und Königs von Polen August des Starken war so groß, dass ihm, dem die Einnahmen durch den Silberbergbau im Erzgebirge nicht reichten, so wollte er den Alchimistentraum der Goldherstellung für sich nutzen. Dabei bediente er sich der Kenntnisse des Apothekergehilfen Johann Friedrich Böttger. Er ließ Böttger auf der Albrechtsburg in Meißen einsperren, jedoch gelang es Böttger nicht, Gold herzustellen. Aber sein Gehilfe Tschirnhaus führte Böttger auf den Weg der Porzellan Experimente. Bis dahin war die chinesische Porzellan Herstellung ein Geheimnis. Bereits seit Anfang des 13. Jahrhunderts wurde Porzellan aus China zu Höchstpreisen an die europäischen Fürstenhöfe geliefert.. So war es verständlich, dass August der Starke von der vergeblichen Mühe, Gold herstellen zu lassen, abließ und große Summen in die Porzellanherstellung investierte. Im Jahr 1708 gelang es Böttger und Tschirnhaus, die ersten weißen „Scherben“ aus einem kaolinhaltigen Erdgemisch, das unter hohen Temperaturen gebrannt wurde, herzustellen. Europa besaß nun sein erstes eigenes Hartporzellan!

Porzellan aus Meißen – beliebt in aller Welt

Ein Dokument aus dem Jahr 1708 hält die verschlüsselte Rezeptur fest. Nach dem plötzlichen Tod von Tschirnhaus meldete Böttger 1709 dem Landesherrn das Ergebnis ihrer gemeinsamen Arbeit. Böttger gestaltete nun auch allein die ersten roten und weißen Gefäße. Das Meißner Porzellan hat sich durch die Jahrhunderte als Luxusprodukt behauptet. Schon seit 1722 schützt die Manufaktur ihre Erzeugnisse mit dem Zeichen der gekreuzten blauen Schwerter. Die Schönheit der Antike, der märchenhafte Prunk des Orients, der Zauber Asiens, all das wurde und wird in der Meißner Porzellankunst lebendig und von den Porzellanmalern meisterhaft dargestellt. Nach dem 2.Weltkrieg schien das Ende der Meißner Porzellan Manufaktur gekommen. Die sowjetische Besatzungsmacht demontierte die Produktionsanlagen, jedoch blieb die Kunst der Porzellanhersteller und Maler erhalten, und so ging ab 1951 die Arbeit der nun staatlichen Porzellan Manufaktur weiter. Das Luxusgut Meißner Porzellan war wieder gefragt, vor allem als „Devisenbringer“ für den Staat. Nach und nach eroberte sich das Luxusgut aus Meißen den Weltmarkt zurück. Die kostbaren Erzeugnisse aus Meißen, die schon im 18. Jahrhundert zu einem unverzichtbaren Statussymbol der europäischen Königs- und Fürstenhäuser wurden, gelten bis heute als Inbegriff eleganter Tischkultur. Heute arbeiten in der Manufaktur rund 800 Beschäftigte. Anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Manufaktur gibt es von Januar bis Dezember 2010 eine Sonderausstellung „Triumph der blauen Schwerter“. In einer Schauwerkstatt kann man den Meißner Porzellanmalern bei der Arbeit über die Schultern schauen. So wird Meißen auch in diesem Jahr Tausende von Besuchern anlocken.

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 2/2010