Deutsche Städte

Dresden – Residenz an der Elbe

Dresden war einmal eine der schönsten deutsche Städte, ja, sogar eine der schönsten und harmonischsten Städte der Welt. Bis im Februar 1945 englische und amerikanische Bomben die „Perle des Barock“ in Schutt und Asche legten. Viele Tausende von Menschen starben damals in der Stadt, die in den letzten Kriegstagen mit Flüchtlingen aus Schlesien überfüllt war. Wieviele Menschen es genau waren, weiß niemand zu sagen. In den Jahrzehnten seit Kriegsende sind viele Gebäude unter großen Mühen und Opfern in ihrer historischen Form wieder aufgebaut worden.

Mittelpunkt der historischen Stadt

Zu den bekanntesten und den am häufigsten abgebildeten Bauwerken gehören der Zwinger mit dem Kronentor und die Semperoper. Der Zwinger ist der Mittelpunkt der historischen Stadt. Er wurde als Festplatz für die Hochzeit eines Prinzen errichtet, ein weiter Platz mit Wasserspielen, gesäumt von barocken Pavillions, in denen Kunstsammlungen untergebracht sind. Am reichsten verziert ist das Kronentor, das wie alle anderen Bauten aus grauem Sandstein errichtet und mit vielen Figuren geschmückt ist.

Bekannt sind auch die Brühlschen Terrassen, jener Rest der mittelalterlichen Stadtbefestigung, den wohl Johann Wolfgang von Goethe als „Balkon Europas“ bezeichnet hat. Von hier bietet sich ein phantastischer Blick auf die Elbe mit der Dampferanlegestelle der „Weißen Flotte“. Das Museum „Albertinum“ beherbergt in unmittelbarer Nachbarschaft eine der bedeutendsten Kleinodiensammlungen der Welt: das „Grüne Gewölbe“ – die königliche Schatzkammer mit ihren kostbaren Goldschmiede- und Brilliantarbeiten.

Frauenkirche (Bild: Der Weg)
Elbufer (Bild: Der Weg)

Im vergangenen Jahr hat man begonnen, eins der letzten noch zerstörten historischen Gebäude wieder aufzurichten: den mächtigen Kuppelbau der Frauenkirche. Viele Millionen Deutsche Mark wird dieser Wiederaufbau kosten, und viele Jahre wird er dauern. Aber der Einsatz wird sich lohnen, um aus Dresden wieder eins der wichtigsten Zentren barocker Architektur und reichen Kulturschaffens zu machen, wie einst August der Starke (1670 – 1733) sich seine Residenzstadt gestaltet und ausgestattet hatte. Dieser sächsische Kurfürst vor allem war ein freigebiger Förderer aller Künste. Er begründete oder unterstützte wertvolle Kunstsammlungen in Gemäldegalerien – Raffaels „Sixtinische Madonna“ ist eins der Prunkstücke – und Porzellansammlungen.

Das „weiße Gold“

Als „Erfinder“ des Porzellans hielt man für lange Zeit den Apothekergehilfen Johann Friedrich Böttger. Eigentlicher Erfinder des europäischen Porzellans war aber der kursächsische Rat und bekannte Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651-1708).

Böttger war sein Gehilfe. Man erzählte sich damals, daß Böttger Gold herstellen könne. August der Starke ließ daraufhin den jungen Mann nach Dresden holen, wo er den Auftrag bekam, für ihn Gold zu machen. Nach vielen Versuchen gelang es Tschirnhaus mit Hilfe von Böttger, nicht Gold, dafür aber Porzellan herzustellen. Bis dahin hatten es nur die Chinesen herstellen können. Unter Böttgers Leitung wurde in der Stadt Meißen nahe bei Dresden 1710 eine fürstliche Porzellanmanufaktur gegründet. Ihre Erzeugnisse wurden weltweit berühmt.

Reiche Musiktradition

Fast ebenso weltberühmt ist Dresdens reiche Musiktradition. Schon seit dem Mittelalter gibt es den berühmten Kreuzchor, einen Knabenchor an der Kreuzkirche. Seit 1666 besitzt die Stadt ein Opernhaus. Die Dresdner Philharmoniker haben eine lange Tradition. Heinrich Schütz, der Schöpfer der ersten deutschen Oper „Daphne“, begründete den Ruhm Dresdens als Musikstadt. Große Musiker wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Georg Phillip Telemann wirkten hier. Carl Maria von Weber schrieb seinen „Freischütz“, Hofkapellmeister Richard Wagner schuf seine Opern „Der fliegende Holländer“, „Tannhäuser“ und „Lohengrin“. Viele Opern auch von Richard Strauss wurden in der Elbmetropole uraufgeführt.

Landeshauptstadt Sachsens

Heute ist Dresden Regierungssitz der Landesregierung des Bundeslandes und Freistaates Sachsen. Kurt Biedenkopf führte 1990 bis 2002 die Geschicke seiner Untertanen im Ländereck zu Polen und Tschechien an der Spitze einer CDU-Regierung von der Stadt an der Elbe aus. Sieben Brücken überspannen die 130 Meter breite Elbe im 226 Quadratkilometer großen Stadtbereich beiderseits dieses Flusses. Rund 479.000 Einwohner leben wieder in der Stadt, die durch ihren Elbhafen, den Flughafen Klotsche, die Autobahn A4 und durch wichtige Bahnverbindungen auch für bedeutende Industrien günstige Standortbedingungen hat. Dresden verfügt zudem über zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen wie Technische Universität, Akademie der bildenden Künste, Hochschule für Musik und viele andere mehr.

Die landschaftlich schöne Lage Dresdens im Tal der Elbe macht die Stadt selbst auch von daher zu einem Anziehungspunkt, aber auch zum Ausgangspunkt für Ausflüge in die ebenso schöne Umgebung. So lohnt sich zum Beispiel der Besuch des Jagdschlosses Moritzburg und des Schlosses Pillnitz an der Elbe, die August der Starke als Lustschlösser hatte anlegen lassen. Auch die „Sächsiche Schweiz“ mit der Bastei, einer rund 200 Meter über dem Elbtal gelegenen Felsgruppe im Elbsandsteingebirge, und die 359 Meter hoch gelegene Festung Königstein sowie das östliche Erzgebirge sind beliebte Ausflugsziele.

Es ist erfreulich und schön, daß seit der Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90 das schöne Dresden und seine ebenso schöne Umgebung wieder für alle Deutschen frei zugänglich ist.

Lothar von Seltmann

 

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