Lebensberichte – An der Schwelle des Todes

Ich wollte vor den Zug springen

Kurz vor Weihnachten 1993 wurde eine kurze, aber intensive Liebesbeziehung abrupt beendet. Alle meine Gefühle, die ich hatte, waren weg. Ich konnte nichts mehr fühlen. Es schmerzte mich sehr, jeden Tag das Mädchen sehen zu müssen, das mich geliebt hatte. Es verletzte mich sehr, meine Gefühle ihr gegenüber nicht zeigen zu dürfen. Für mich als sehr gefühlsbetonten Menschen, der ich war und noch bin, war es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich erinnere mich noch genau, was ich auf die Frage einer Bekannten, was ich jetzt am liebsten machen würde, geantwortet habe: „Zum Bahnhof gehen und mich vor den Zug werfen!“ Einige Tage später war ich dann am Bahnhof in Eberswalde. Als der Zug einfuhr, hatte ich nur noch einen Gedanken: „Du wirfst dich jetzt vor die Lok. Die 30 Tonnen werden deinen Problemen ein Ende setzen!“

Als der Zug nur noch 50 Meter entfernt war, wollte ich den letzten, entscheidenden Schritt machen. Doch eine Stimme aus dem Nichts hielt mich ab. Mir war, als hätte ich gehört: „Steffen, es gibt einen anderen Weg!“ Ich setzte mich in den Zug und fuhr nach Hause.

Zugeinfahrt (Bild: Der Weg)

Im März 1994 lernte ich in Frankfurt/Oder eine Gruppe von Christen kennen, die gemeinsam Musik machten. Ich war begeistert. Dort hörte ich dann zum ersten Mal von Gott. Ich ging regelmäßig zu den Treffen beim CVJM – nicht, weil mich Gott irgendwie interessierte, sondern wegen der Aktionen, die dort gemacht wurden. Ich lernte dort viele neue Freunde kennen, die alle Christen waren. Für mich war das eine völlig neue Erfahrung. Im November 1994 hatte ich dann ein intensives Gespräch mit einem dieser neuen Freunde. Um Gott ging es dabei nicht. Aber ich habe zum erstenmal so viel Vertrauen gehabt, daß ich von meinem Fast-Selbstmord erzählen konnte. Am folgenden Wochenende war ich in Gedanken versunken über den Sinn meines Lebens. Und plötzlich wurde mir klar, wer hinter dieser Stimme steckte, die ich damals auf dem Bahnhof gehört hatte.

Zum ersten Mal in meinem Leben begann ich, mit Gott zu reden. Ein halbes Jahr später ließ ich mich taufen. Mein Taufspruch begleitet mich seitdem: „Ich will dir danken, Herr, mein Gott, aus ganzem Herzen, will deinen Namen ehren immer und ewig. Du hast mich den Tiefen des Totenreichs entrissen. Denn groß ist über mir deine Huld“ (aus Psalm 86). Besser kann ich die Freiheit nicht beschreiben, die Gott mir geschenkt hat.

Steffen, Frankfurt/Oder

Mit freundlicher Genehmigung entnommen aus: „I want it all“, © Campus für Christus

 

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