Lessing – Kämpfer für Freiheit und Humanität ***

Wir genießen heute viele Freiheiten. Die wichtigsten sind in den „Menschenrechten“ zusammengefasst. Das war nicht immer so. Mit der „Aufklärung“ im 18. Jahrhundert begann der Kampf für persönliche Freiheit und Menschenrechte. Der bedeutendste Vorkämpfer dafür in Deutschland war Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781).

Lessing war Schriftsteller, ein bedeutender Essayist und Dramatiker. Er kämpfte für Toleranz und für eine edle Gesinnung unter den Menschen. So half er, den Humanismus der deutschen Klassik vorzubereiten.

„Eigenwillig und keck“, ein „feuriges Temperament“ – so wurde er in seinen Gymnasiums-Zeugnissen beurteilt. Seine Mitschüler nannten ihn „Admirabilis“, den „Bewundernswerten“, weil er auch dem Direktor zu widersprechen wagte.

Lessing stammte aus einem Pfarrhaus in Kamenz (Sachsen). Als Kind besuchte er keine öffentliche Schule, sondern bekam Privatunterricht. Nach dem Abitur an der Eliteschule St. Afra in Meißen (Sachsen) begann er in Leipzig, Theologie zu studieren. In dieser Zeit entwickelte sich sein Interesse für Literatur und Dichtkunst. Da er die Bürgschaft für verschuldete Schauspieler übernahm, musste er Leipzig verlassen, und so setzte er sein Studium in Berlin fort. Er wurde freier Schriftsteller.

In Berlin fand er interessante Gesprächspartner wie Voltaire und den weisen jüdischen Moralphilosophen Moses Mendelssohn. Im Siebenjährigen Krieg, angestellt als Sekretär bei der preußischen Armee, genoss er das freie Soldatenleben. In dieser Zeit schrieb er das Lustspiel „Minna von Barnhelm“, sowie zahlreiche Fabeln in Versen. Immer auf der Suche nach fortschrittlich gesinnten Menschen ging Lessing 1767 nach Hamburg an das dort gegründete deutsche Nationaltheater. Hier schrieb er die „Hamburgische Dramaturgie“.

Lessing erhoffte für Deutschland eine neue Blüte der deutschen Dichtung, wie sie kurz darauf mit Goethe, Schiller und anderen ja auch eintraf. Als Musterbeispiele dafür schrieb er mehrere Dramen. In der heute noch gespielten Komödie „Minna von Barnhelm“ gestaltete er echte Menschen seiner Zeit aus Fleisch und Blut, damals etwas Neues. In „Emilia Galotti“, dem ersten deutschen bürgerlichen Trauerspiel, kritisierte er die Willkürherrschaft[1] der damaligen Fürsten.

In Hamburg veröffentlichte Lessing die anonymen „Fragmente eines Ungenannten“. Die eindeutig antichristlichen Tendenzen in dieser Schrift trugen Lessing scharfe Kritik von der Kirche ein. Er wehrte sich unter anderem mit dem Drama „Nathan der Weise“. Darin sagt Lessing durch die Person des weisen Juden Nathan: Die Menschen sollen sich in ihrer Verschiedenheit akzeptieren. Der Wert der Religionen besteht in ihrem Streben nach Wahrheit, nach tätiger Menschenliebe. Alle Religionen haben den gleichen wahren Kern: nämlich die Forderung, das Gute zu tun, sowie den allerdings sehr blassen Glauben an einen Weltschöpfer. Auf alles Übrige, also im Christentum z. B. auch auf die Erlösung[2] durch Christus, kann und soll man verzichten.

Seine letzten Lebensjahre ab 1770 bis zu seinem Tod im Jahr 1781 verbrachte Lessing recht einsam und fast blind in dem kleinen Wolfenbüttel. Dort war er Bibliothekar beim Herzog von Braunschweig und verwaltete dessen weltberühmte Bibliothek. In seiner letzten Schrift „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ sieht er die Menschheit auf dem Weg zu immer größerer Vollkommenheit. Maßgebend ist nach Ansicht Lessings allein das sittliche Verhalten des einzelnen Menschen.

Wir sind dankbar für unsere heutige Freiheit, die Lessing, neben anderen, für uns erkämpft hat. Wir sehen jedoch heute auch die Gefahren von zu viel Freiheit: Anwachsen des Drogenmissbrauchs und der Kriminalität, der Profitgier in der Wirtschaft, der Ehescheidungen, des Terrorismus. Deshalb ist es die Frage, ob die Menschheit sich heute wirklich auf dem Weg zum Besseren befindet.

Viele Christen bekennen: Nur durch Jesus, durch seine Erlösung am Kreuz, bin ich frei geworden und werde immer mehr frei von meinen Fehlern. Wir Menschen brauchen Gott, wenn uns wirklich geholfen werden soll.

Hans Misdorf

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 4/2006

[1] die Willkürherrschaft: die Herrschaft eines einzelnen Despoten
[2] die Erlösung: Befreiung von Schuld und Sünde durch den Tod von Jesus Christus am Kreuz. Die Erlösung ist ein Geschenk Gottes an jeden, der daran glaubt. Als Folge bekommt der Christ ein neues Leben in der Gemeinschaft mit Gott geschenkt und die feste Hoffnung, nach dem Tod für immer bei Gott leben zu dürfen.