Auf schnellen Straßen und mit schnellen Zügen **

Hier folgt der zweite Teil des Berichts von Denis Kabakov über seine ersten Erfahrungen Deutschland.

Deutschland besitzt die modernsten Straßen und Züge in Europa. Dazu gehören die Autobahnen, die ich mit unseren Straßen überhaupt nicht vergleichen kann. Könnt ihr euch eine achtspurige[1] Straße vorstellen, auf der Autos mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h oder mehr fahren? Meistens ist die Geschwindigkeit nicht begrenzt. Das Benzin für die Autos wird in Deutschland streng kontrolliert. Es darf kein Blei[2] und andere umweltschädliche Produkten enthalten. Ein Problem auf deutschen Autobahnen sind die vielen Staus[3], die oft mehrere Kilometer lang sein können.

Als ich zum ersten Mal mit einem deutschen Zug fuhr, hatte ich wirklich Angst! Man muss selbst die Türen aufmachen und die verschiedenen Tasten oder Hebel[4] betätigen. Meine Freundin erzählte mir, dass sie einmal ihre Station verpasst hatte, weil sie nicht wusste, wie sie die Türe aufmachen soll. Aber ich hatte damit keine Probleme, denn ich suchte einfach jemanden, der auch ausstieg!

Die Züge fahren oft jede halbe oder volle Stunde in alle Richtungen. So fahren z. B. von Köln (wo ich jetzt wohne) mehr als 40 Züge pro Tag nach Berlin! Manche deutschen Bahnhöfe sind auch sehr schön. Wer viel Gepäck hat, kann einen Kofferkuli[5] nehmen und einen Aufzug[6] benutzen. Bahnhöfe und Flughäfen sind die einzigen Orte, wo am Sonntag und in der Nacht Geschäfte geöffnet sind. Der größte deutsche Fernbahnhof in Frankfurt/Main hat mehr als 350.000 Fahrgäste pro Tag! Die Fahrplanauskunft kann man sehr schnell an zahlreichen Automaten bekommen. In vielen Bahnhöfen bekommt man auch Informationen über die Stadt.

Die modernsten deutschen Züge heißen ICE (Inter City Express). Es ist wirklich cool, mit bis zu 300 km/h Geschwindigkeit zu fahren. Nur in fünf Ländern der Welt können Züge so eine Geschwindigkeit erreichen. Die Fahrt von Köln nach Frankfurt/Main dauert mit dem ICE nur 50 Minuten, mit dem normalen Schnellzug (IC) dagegen 2,5 Stunden[7]. Mit dem ICE kann man aber meistens die Natur nicht so genießen. Oft fährt der Zug zwischen Lärmschutzwänden[8] oder im Tunnel. Im Zug hört man auch wenig Geräusche. Der Zug rattert[9] nicht. Die Züge sind sehr komfortabel, aber der Komfort hat auch einen großen Nachteil. Der Preis für die Hin- und Rückreise von Köln nach Nürnberg kann mehr kosten als die Reise von Kiew nach Köln mit dem Bus!

Fliegen kann dagegen manchmal sehr billig sein. In Deutschland gibt es etwa zehn Fluglinien, die Flüge durch ganz Europa schon ab 19 Euro anbieten! Man kann solche billige Tickets jedoch nur im Voraus und nur per Internet kaufen. Zuerst habe ich gedacht, dass es ein Scherz ist, aber ich habe wirklich ein Ticket nach Spanien für den Sommerurlaub für nur 19 Euro bekommen!

Deutschland ist wirklich sehr interessant – das entdecke ich jeden Tag wieder neu!

Denis Kabakov

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 2/2004

 

[1] -spurig: mit der genannten Zahl oder Menge von Spuren
[2] das Blei: ein sehr schweres, relativ weiches, grau glänzendes Metall
[3] der Stau: eine lange Reihe von Autos, die auf der Straße stehen und nicht weiterfahren können
[4] der Hebel: eine Art einfacher Griff, mit dem man ein Gerät oder eine Maschine z.B. ein- oder ausschalten kann
[5] der Kofferkuli: ein kleiner Wagen, der auf einem Bahnhof, an einem Flughafen o.Ä. bereitsteht, damit man damit sein Gepäck transportieren kann
[6] der Aufzug: Fahrstuhl, Lift
[7] Diese Verbindung geht jedoch entlang dem Rhein auf einer längeren Strecke.
[8] die Lärmschutzwand: aus Platten o. Ä. errichtete, hohe, mauerartige Wand als Lärmschutz
[9] rattern: Geräusche machen, die z.B. entstehen, wenn große Metallstücke schnell und oft gegeneinander stoßen