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In Hessen unterwegs (2)

Der Reinhardswald

Auf unserer Reise durch Hessen gehen wir noch einmal in den Norden. Westlich der Weser liegt der waldreiche Reinhardswald. Auf einer fast unbewohnten Hochfläche ist der Reinhardswald mit über 200 km² Fläche eines der größten und am wenigsten besiedelten Waldgebiete Deutschlands, in dem besonders Buchen und Eichen wachsen. Das bekannteste Ausflugsziel im Reinhardswald ist die Sababurg. Der Volksmund[1] gab der malerischen Ruine den Namen „Dornröschenschloss“ nach dem Märchen der Brüder Grimm. 1571 gründete Landgraf Wilhelm IV. am Fuß der Kuppe, auf der die Sababurg steht, den Tierpark Sababurg, der zu den ersten Tierparks von Europa gehörte.

Universitätsstadt Marburg

Der hessische Landgraf Philipp der Großmütige gründete im Jahr 1527 in Marburg die erste protestantische Universität in Deutschland. Bis heute hat sich Marburg den Charme einer liebenswerten kleinen Universitätsstadt erhalten.

Das wahrscheinlich bekannteste Gebäude Marburgs ist die Elisabethkirche, vom Volksmund gewöhnlich „E-Kirche“ genannt. Sie ist der früheste rein gotische Kirchenbau auf deutschem Boden. Für den Kölner Dom galt sie als Vorbild. Sie wurde vom Deutschen Orden zu Ehren der Heiligen Elisabeth von Thüringen gebaut, deren Grabmal sich in der Kirche befand. Der Bau wurde im Jahr ihrer Heiligsprechung (1235) begonnen und 1283 vollendet. Marburg wurde dadurch im Spätmittelalter zu einem bedeutenden Wallfahrtsort[2].

Weithin sichtbar über der Stadt erhebt sich das Schloss. Es war die erste Residenz der Landgrafen von Hessen. Die Schlosskapelle und der Saalbau mit dem Großen Saal bzw. Fürstensaal, der zu den größten und prächtigsten profanen gotischen Sälen in Mitteleuropa gehört, sind herausragende Leistungen der europäischen Burgenarchitektur.

Marburg ist auch bekannt für seine vielen Treppen und Gassen in der an Fachwerkhäusern reichen Altstadt. Schon Jacob Grimm sagte einst: „Ich glaube, es sind mehr Treppen auf der Straße als in den Häusern.“ Krumm, buckelig, verwinkelt und steil, so ist die Marburger Oberstadt. Hier ist das Mittelalter noch spürbar, man sieht es, man fühlt es mit allen Sinnen. So empfand auch Boris Pasternak: „Wenn das hier nur eine Stadt wäre! Aber es ist ja ein mittelalterliches Märchen.“

Die Bischofsstadt Fulda

Der Ausgangspunkt für die Stadtentwicklung war das Benediktinerkloster Fulda, das 744 im Auftrag von Bonifatius, dem „Apostel der Deutschen“, gegründet wurde. Nachdem Bonifatius in Fulda beigesetzt wurde, wurde das Kloster zu einer Pilgerstätte. An dem Platz, wo früher die Stiftskirche des Klosters stand, erhebt sich heute der mächtige gotische Dom, erbaut in den Jahren 1704-1712. Die zweite große Blütezeit[3] Fuldas mit umfassender Bautätigkeit fiel in die Epoche des Barock. Mit Hilfe herausragender Baumeister und kreativer Innenausstatter entstanden in rascher Folge jene Gebäude, die heute noch den besonderen Reiz des Fuldaer Barockviertels ausmachen. Die sorgsam restaurierten Bauten bilden ein Ensemble von hohem städtebaulichem Wert und rechtfertigen den Beinamen „Barockstadt“.

Fuldaer Dom (Bild: Der Weg)
Fulda Schloss (Bild: Der Weg)

Den glanzvollen Mittelpunkt bildet dabei das Stadtschloss, die Residenz der Fuldaer Fürstäbte[4] und Fürstbischöfe.

Neben dem Barockviertel ist die Altstadt ein weiteres historisches Juwel in Fuldas Innenstadt. Hier entstand bereits nach der Gründung des Klosters Fulda eine erste Siedlung für Bauern und Handwerker. In der Altstadt finden Sie noch viel mittelalterliche Bausubstanz. In vielen der Häuser befinden sich heute Geschäfte, Boutiquen, Kneipen und Straßencafés.

Mittelalterliches Limburg

Weithin sichtbar auf einem Felsen über der Lahn[5] erhebt sich der siebentürmige Limburger Dom, ein Meisterwerk der Spätromanik, der mit dem Anfang des 13. Jahrhunderts erbauten Schloss ein wunderbares Panorama bildet, das man besonders gut von der über 660 Jahre alten Lahnbrücke aus bewundern kann.

Bemerkenswert ist die Altstadt mit dem geschlossenen[6] Ensemble von stattlichen Fachwerkhäusern mit ihren hohen Giebeln. Unter ihnen befindet sich das 1289 errichtete Haus Römer, das älteste freistehende Haus in Deutschland.

Nur in wenigen Städten blieb, wie in Limburg, die mittelalterliche Bebauung nahezu unversehrt erhalten. Deshalb steht heute der ehemals von einer Mauer umgebene Stadtkern als Gesamtanlage unter Denkmalschutz.

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 3/2007

 

[1] mündliche Überlieferung
[2] ein Ort, der von Pilgern besucht wird
[3] wichtige Zeit
[4] der Abt: Vorsteher eines Klosters
[5] Fluss durch Limburg und auch Marburg
[6] einheitlich