Zwischen Weserbergland und Harz

Heute begeben wir uns auf eine Reise in die nördlichen deutschen Mittelgebirge, vom Weserbergland zum Harz. Dies ist eine Landschaft mit vielfältigen Reizen und kulturgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten aus allen Zeitepochen.

Das Weserbergland

Das Weserbergland[1] unterteilt sich in viele kleinere Höhenzüge und Hochflächen. Die zentrale Achse bildet die Weser. Sie fließt windungsreich zwischen den Höhenzügen hindurch, um an der Porta Westfalica in die norddeutsche Tiefebene einzutreten. Dieses Gebiet, geprägt durch Dörfer und Kleinstädte, ist von Kriegen weitgehend verschont geblieben, so dass hier noch viele wertvolle und schöne Häuser stehen.

Im 16. Jahrhundert war diese Gegend recht wohlhabend. So entstand hier ein eigenständiger Baustil: die so genannte Weserrenaissance, ein Baustil, der sich auszeichnet[2] durch prächtige äußere Fassaden an den Gebäuden . Hameln und Münden sind typische Städte der Weserrenaissance. In Hameln spielt die bekannteste deutsche Sage, die Geschichte des Rattenfängers von Hameln.

Das Braunschweiger und Hannoveraner Land

Hannover, die Hauptstadt Niedersachsens, liegt am Fluss Leine. Die Altstadt wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, aber vieles wurde wieder aufgebaut, so die schöne Marktkirche und ebenso das alte Rathaus aus dem 13 Jahrhundert. Das Leineschloss aus dem 18. Jahrhundert ist heute Sitz des niedersächsischen Landtags. In Herrenhausen, heute ein Stadtteil von Hannover, stand die Sommerresidenz der Hannoverschen Kurfürsten und Könige. Das Schloss wurde 1943 komplett zerstört, aber der herrliche Herrenhäuser Garten, ein Meisterwerk barocker Gartenbaukunst, blieb erhalten. 21 km Hecken und verschiedene Wasserspiele und Fontänen zieren die Anlage.

Braunschweig wurde durch den Welfenkönig Heinrich den Löwen geprägt. Der von ihm 1175 begonnene Dom, wie auch die Burg, ist nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut worden. Auf dem Burgplatz steht der berühmte Braunschweiger Löwe, der 1166 als Symbol der Macht auf hohem Sockel errichtet wurde.

Ebenfalls wieder aufgebaut wurde der schon um die Jahrtausendwende begonnene Dom in der Stadt Hildesheim. Neben vielen Kunstschätzen im Inneren des Domes, sind vor allem die alten Bronzetüren mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament sehr sehenswert.

Der Harz

Das prägnanteste deutsche Mittelgebirge ist der Harz. Seinen Namen verdankt es der Mittelhochdeutschen Bezeichnung hart für „Wald“. Der Harz reicht weit in die Nord- westdeutsche Tiefebene hinein. Wegen seiner ungeschützten Lage fallen hier sehr viele Niederschläge. Der westliche Teil des Harzes, der Oberharz, ragt mit bis zu 600 m in die Höhe. Der südöstliche Teil, der Unterharz, erreicht nur eine Höhe von ca. 300 m. Der höchste Berg des Harzes ist der Brocken im östlichen Harz mit 1142 m Höhe. Etwa 300 Tage im Jahr liegt seine Spitze im Nebel. Weil er im Grenzgebiet zwischen BRD und DDR lag, war er viele Jahre lang nicht frei zugänglich. Heute ist ein großer Teil des Harzes Naturschutzgebiet.

Zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört die Stadt Goslar. Schon Ende des 10. Jahrhunderts wurde die Stadt durch den Silberbergbau berühmt. Die ottonischen[3] Kaiser gründeten hier eine Kaiserpfalz[4]. Dies ist der größte, älteste und zugleich besterhaltene Profanbau des 11. Jahrhunderts in Deutschland. Goslar hat auch viele prächtige alte Fachwerkhäuser aus dem Spätmittelalter. Schöne Fachwerkarchitektur findet sich auch noch in Wernigerode, Quedlinburg und Nordhausen am Harz.

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 1/2006


[1] benannt nach dem Fluss „Weser“
[2] Besonders typisch sind Erker und Utluchten (= niederdeutsch für Auslucht: ein befensterter Vorsprung aus der Gebäudefront als Teil des Innenraumes an den Häusern, auch Erker genannt)
[3] Nachkommen des Kaisers Otto d. Ersten
[4] Palast des Kaisers, wenn dieser auf Reisen ist