Durch Tiefen zum Licht ***

Ein tragischer Fahrradunfall

Es war im August 1995. Ich war gerade bei der Arbeit, als das Telefon klingelte. „Kommen Sie schnell ins Krankenhaus! Ihr Sohn Eric hatte einen Fahrradunfall! Es sieht nicht gut aus!“

Ich eilte sofort ins Krankenhaus. Dort stellte sich heraus, dass Eric ernsthafte Gehirnverletzungen hatte und in die nächste Großstadt, nach Edmonton, verlegt werden musste. Ich war so dankbar, dass meine Mutter bei mir war! In 1994 war mein Vater in Deutschland gestorben, und meine Mutter kam einige Monate später wieder nach Kanada und wohnte seitdem in unserer Nachbarschaft.

Nach acht Tagen stellten die Ärzte fest, dass es keine Hoffnung mehr gab. Zusammen mit meiner Tochter Claudia mussten wir uns von Eric verabschieden.

Gott hat aber ganz deutlich gearbeitet in der Zeit. Kurz nach dem Unfall, als ich in einem kleinen Raum wartete, schlug ich eine Bibel auf. Mein Blick fiel auf den 55. und 56. Vers im 15. Kapitel des ersten Briefes an die Korinther. Darin steht, dass Gott uns durch Jesus Sieg gibt über den Tod!

Auch hat die Erinnerung an eine Wanderung mit Eric, es war kurz vor seinem Unfall, mir viel Trost gegeben. Als wir möglicherweise einen Bären in unserer Nähe hatten, sagte er, „Mama, wenn uns dieser Bär erwischt, dann ist das Gottes Wille, und wir müssen das akzeptieren!“ Diese Worte gingen in den nächsten Monaten oft in meinem Kopf herum und gaben mir großen Frieden!

Ein neues Leben

Mein Name ist Brigitte Kloosterman. Ich bin in Deutschland geboren und als kleines Kind mit meiner Familie nach Kanada gezogen. Von klein auf habe ich von Jesus und Gott gehört. Aber erst als Erwachsener, nachdem meine Ehe schief ging, habe ich ernsthaft nach Gott gesucht. Im April 1989 habe ich mein Leben Gott gegeben und nahm Jesus als meinen persönlichen Heiland an. Ich war zu der Zeit eine alleinstehende Mutter mit zwei Kindern, Eric, 7 Jahre alt, und Claudia, 5 Jahre alt.

Zwei Jahre später, in 1991, spürte ich bei einer Versammlung in meiner Kirche deutlich, dass ich in eine Bibelschule gehen und Missionarin werden sollte. Es war mir allerdings nicht klar, wie das möglich sein würde mit zwei kleinen Kindern.

Einige Jahre später zogen wir in den Norden Kanadas, wo ich als Gemeindeschwester gearbeitet habe.

Dann, einige Monate nach Erics Tod, gingen Claudia, meine Mutter und ich nach Mexico, um in einem Kinderheim zu helfen. Meine Mutter ist dort plötzlich gestorben. Wir waren beide sehr erschüttert und waren sehr dankbar für die liebevolle Unterstützung von Freunden.

Ein Wasserfall…

Zwei Jahre später zogen Claudia und ich nach Saskatchewan, wo ich in einer Bibelschule studierte. Wieder half uns Gott, die verschiedenen Schwierigkeiten zu überwinden. Im Sommer 2000 entschieden wir uns, in einem christlichen Lager für Indianerkinder zu arbeiten.

An einem freien Tag besichtigten viele der Mitarbeiter, Claudia und ich einen Wasserfall. Claudia trat auf einen riesigen Felsen hinaus. Plötzlich rutschte sie an einer nassen Stelle aus und fiel in den Wasserfall hinein! Sie war nicht mehr zu retten und kam dabei ums Leben.

Mein erster Gedanke war, wie konnte Gott das zulassen! Was folgte war ein sehr holpriger Weg, und oft geriet ich in Versuchung, mich von Gott abzuwenden. Aber dank seiner Gnade und der Hilfe lieber Menschen, die er mir zur Unterstützung gab, bin ich durch diesen dunkeln Tunnel gewandert und kam ans Licht! Natürlich gab es Zeiten, wo ich ganz verzweifelt war und aufgeben wollte. Aber immer wieder habe ich Seine Nähe gespürt, in dem eine tiefe Freude in mir aufstieg, und ich dachte, mein Brustkorb würde platzen! Ich danke Gott, dass Er mich durch diese schwierigen Zeiten hindurch nie im Stich ließ, und ich danke Ihm dafür, wie Er mich auch jetzt weiterhin liebevoll führt. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, nun anderen zu versichern, dass Er uns in allen Lagen beisteht und stärkt!

Brigitte hat ein Jahr nach Claudias Tod fünf Jahren mit der gleichen Indianer Mission gearbeitet. Sie betreute hauptsächlich alleinstehende Indianische Mütter und ihre Familien. Zurzeit arbeitet sie mit der Heilsarmee in Klaipeda, Litauen.

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 4/2008