Wenn die Jungen sterben ***

„Sie haben AIDS[1]!“ Die Nachricht des Arztes trifft Alex wie ein Schlag auf den Kopf. „Aids?, wie kann das denn sein? Was habe ich denn gemacht? Und warum gerade ich? Was soll jetzt werden? Wie lange habe ich noch zu leben?“

Fragen wie diese haben sich in diesem Jahr schon viele Menschen gestellt. Sie haben die Immunschwächekrankheit Aids, die durch den HIV[2]-Virus übertragen wird.

1981 wurde dieser Virus zum ersten Mal in Amerika entdeckt. Damals trugen etwa eine Million Menschen den HIV-Virus in sich. Inzwischen hat sich die Krankheit rasend schnell ausgebreitet. 2003 starben 3 Millionen Menschen an AIDS [3]. Es gibt etwa 40 Millionen Infizierte, täglich stecken sich 14.000 Menschen neu mit dem Virus an. Das sind über 5 Millionen Menschen in einem Jahr – so viele wie nie zuvor.

An AIDS sterben Menschen in allen Teilen der Welt [4]. Aber besonders betroffen von der sprunghaft gestiegenen Ausbreitung sind Osteuropa[5] und Asien. Heute leben in Osteuropa und den Staaten der früheren Sowjetunion mehr als 1,5 Millionen Menschen mit dem Aids-Erreger [6]. Hauptursache der starken Ausbreitung ist der Austausch verseuchter Spritzen durch Drogenabhängige, deren Zahl dramatisch angestiegen ist. [7] Immer häufiger ist auch die Übertragung durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. „Die Zahl der infizierten Mädchen und Frauen wächst rapide“, berichtet Unicef[8]. In Zukunft wird sich das Virus also zunehmend durch heterosexuellen[9] Geschlechtsverkehr ausbreiten [10].

Auch in Deutschland ist Aids wieder auf dem Vormarsch. [11] Gerade junge Leute praktizieren vermehrt ungeschützten Geschlechtsverkehr. Zudem arbeiten auch in Deutschland immer mehr Prostituierte[12] aus Osteuropa. [13]

Während in Deutschland der Staat wenigstens versucht, die jungen Leute vor der Gefahr zu warnen, ist dies in vielen Staaten Osteuropas nicht der Fall. Somit wissen viele junge Leute gar nicht, wie sie sich schützen können. Und wenn sie bereits mit dem HIV-Virus infiziert sind, werden sie oft von der Gesellschaft ausgestoßen. Sie verlieren ihre Arbeit und werden von der Polizei schikaniert[14]. Dabei brauchen Sie gerade in ihrer schwierigen Lage Ermutigung und praktische Hilfe. [15] Sie brauchen Menschen, mit denen sie reden können. [16]

Wie kann man sich vor AIDS schützen? [17] Normalweise wird der Gebrauch von Kondomen beim Geschlechtsverkehr empfohlen. Dies wiegt die Menschen aber in einer falschen Sicherheit, denn Kondome können das Risiko nur verringern, nicht ausschalten. [18] Besser ist es, auf Geschlechtsverkehr vor der Ehe grundsätzlich zu verzichten und innerhalb der Ehe seinem eigenen Partner treu zu bleiben. Nur so kann man sich wirklich schützen.

Die Gefahr durch Aids darf nicht verschwiegen werden. Und wie jeder Mensch brauchen auch Aids-Opfer neben konkreter Hilfe vor allem Hoffnung. Hoffnung, die letztendlich allein Jesus Christus einem Menschen schenken kann. [19]

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 4/2004

 

[1] AIDS: (Abk für Acquired Immune Deficiency Syndrome) eine übertragbare Krankheit, die die Abwehrkräfte des Körpers so schwächt, dass man viele Krankheiten bekommt und meist an einer von ihnen stirbt
[2] das HIV: [Abk. von engl. human immunodeficiency virus]
[3] Seit der Entdeckung des AIDS-Virus in 1981 sind über 20 Millionen Menschen durch die Krankheit getötet worden.
[4] In Afrika ist die Seuche am weitesten verbreitet.
[5] In Osteuropa und den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion breitet sich das Virus schneller aus, als irgendwo sonst auf der Welt. Dort haben sich im vergangenen Jahr 230.000 Menschen neu infiziert, 80 Prozent davon sind jünger als 30 Jahre.
[6] Nach neusten Schätzungen der UNAIDS leben in Russland etwa 900.000 HIV-Positive und Aidskranke. Etwa doppelt so viel wie Ende 2001. 80 Prozent der HIV-Positiven sind jünger als 30 Jahre. Jede Sekunde stecken sich sechs Menschen mit dem tödlichen Virus an. In etwa sechs Jahren wird ein Massensterben erwartet. Nach Meinung einiger Experten könnte im ungünstigsten Fall bis 2050 die Hälfte der Bevölkerung aussterben.
[7] Allein in Russland kaufen sich etwa acht Prozent der jungen Russen täglich Drogen. Man schätzt die Zahl der Drogenabhängigen in Russland auf etwa drei Millionen (manche sprechen von bis zu sieben Millionen). Unabhängig von der Gefahr sich mit AIDS anzustecken sind Drogen natürlich auch sehr gefährlich. Sie machen abhängig, was oft zur Kriminalität führt, und letztendlich zu verschiedenen Krankheiten und frühem Tod.
[8] UNICEF: [Abk. für engl. United Nations International Children’s Emergency Fund]: Weltkinderhilfswerk der UNO.
[9] heterosexuell: so, dass das sexuelle Interesse des Betreffenden auf das andere Geschlecht gerichtet ist
[10] Die größte Risikogruppe sind weiterhin die Homosexuellen. Da deren Zahl jedoch geringer ist, ist die Gefahr durch heterosexuelle Ausbreitung größer.
[11] Zurzeit leben in Deutschland ca. 43.000 Menschen mit dem Virus.
[12] die Prostitutierte: eine Frau, die mit ihren sexuellen Kontakten Geld verdient
[13] Oft werden junge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren von Menschenhändlern unter Vorwänden (wie z.B. „attraktive Arbeitsplätze in Deutschland“) nach Deutschland gelockt und dann zur Prostitution gezwungen.
[14] jmdn. schikanieren (bes. als Vorgesetzter) jemandem unnötige Arbeit geben oder ihm Schwierigkeiten machen È drangsalieren
[15] Dabei ist der normale Kontakt mit AIDS-Infizierten nicht gefährlich. AIDS verbreitet sich hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr und Blut (Nadeln, infizierte Instrumente, Blutübertragungen).
[16] Bisher ist Aids noch nicht mit Medikamenten heilbar, und es wird wohl auch in absehbarer Zeit keinen Impfstoff dagegen geben.
[17] Bei Drogenabhängigen ist z.B. die Benutzung sauberer Nadeln sehr wichtig.
[18] Die Fehlerrate von Kondomen bei der Empfängnisverhütung ist etwa 5-15%, beim Schutz vor AIDS noch höher. In Ländern wie Uganda, die in der Aids-Vorbeugung ihren Schwerpunkt auf eheliche Treue legen, gehen die Zahl der Aids Neuansteckungen am meisten zurück.
[19] Es gibt auch in Osteuropa und vielen anderen Ländern christliche Organisationen, die sich um Drogenabhängige und Aids-Patienten kümmern. Bei Interesse fragen Sie bitte nach.