Jörg Immendorff – ein Künstler der Gegenwart ****

Jörg Immendorff wird 1945 in Bleckede bei Lüneburg geboren. Er studiert Bühnenkunst und ist auch Schüler von Joseph Beuys in Düsseldorf. In seinen Arbeiten thematisiert[1] er die deutsche Vergangenheit und Gegenwart sowie die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft. Dinge, Menschen und oft auch sich selbst stellt er in grellen[2] Farben dar.

Bereits 1972 nimmt Immendorff an der Biennale[3] in Venedig teil. 1976 begegnet er dem in Dresden lebenden Künstler A.R. Penck, und es beginnt eine intensive Zusammenarbeit der beiden. In seinem großen Bildzyklus „Café Deutschland“ (1977-83) befasst sich Immendorff mit der Teilung Deutschlands und deren Auswirkung auf die Kunst und Gesellschaft. Diese Bilder enthalten bereits Visionen einer Deutschen Wiedervereinigung. Häufig ist eine „Naht“[4] in seinen Gemälden dargestellt; diese gilt nicht nur als Symbol für den eisernen Vorhang, sondern auch als Bild für das Trennende und Widersprüchliche in allen Lebensbereichen.

In den 80er und 90er Jahren reflektiert er über das eigene Künstlerdasein im Zusammenhang mit der Moderne. Mit seinen „Akademie“-Bildern der 80er Jahre macht er sich über seine eigene langjährige Lehrtätigkeit lustig. Seit 1996 ist Immendorff Professor in Düsseldorf. Ein Jahr später wird er mit dem Marco-Preis des Monterrey-Museums in Mexiko, dem höchsten Kunstpreis der Welt, geehrt.

Jörg Immendorff lebt und arbeitet heute in Düsseldorf, Hamburg und Frankfurt. Seine neuen Bilder zeigen Einzeldarstellungen bei oft leeren, einfarbigen Bildhintergründen. Die Bilderstimmungen sind dabei größtenteils düster. Oftmals bindet er in seine Bildräume bekannte Personen aus der Öffentlichkeit ein.

Immendorff war in einen Skandal mit Drogen und Prostituierten verwickelt; angeblich suchte er Trost: Der Maler leidet an der unheilbaren Muskellähmung ALS[5], so dass er als Linkshänder seit einiger Zeit gezwungen ist, mit rechts zu malen. Die Krankheit schreitet fort.

Daniel Ziegler

Immendorff ist am 28.Mai 2007 verstorben.


[1] thematisieren: etwas zum Thema von etwas machen
[2] grell: (hier) hell und oft unangenehm intensiv
[3] Die Biennale ist eine alle zwei Jahre stattfindende Ausstellung od. Schau, bes. in der bildenden Kunst und im Film.
[4] die Naht: Linie, die entsteht, wenn man zwei Stücke Stoffe, o.ä. (mit einer Nadel) verbindet; auch: Schweißnaht (bei Metall)
[5] Amyotrophe Lateralsklerose