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Die Frauenkirche in Dresden ****

Ein Juwel deutscher Baukunst erstrahlt in neuem (altem) Glanz

Als der Kran im Juli 2004 die Kupferhaube mit dem goldenen Kreuz auf die Kuppel der Frauenkirche setzt, bricht die Sonne durch die grauen Wolken am Himmel über Dresden. Welch ein Symbol!

59 Jahre nach der Zerstörung am 13. Februar 1945 prägt die Frauenkirche nun wieder die Stadtsilhouette[1] von Dresden. Alle 8 Glocken der Frauenkirche beginnen ihr mächtiges Geläut, und Landesbischof Kress „begleitet“ die Krönung mit einem Gebet „Segne, Herr, das Werk, das wir tun.“

Der Wiederaufbau – ein Zeichen der Hoffnung

Seit Jahrzehnten kamen die Dresdner am 13.Februar zu „ihrer Kirche“, verweilten stumm vor dem riesigen Trümmerhaufen und summten leise: „Dona nobis pacem“[2]. 1993 wurde mit der Enttrümmerung und dem Wiederaufbau der Ruine begonnen. Jetzt begleiten Freudentränen und Gebete das Ereignis der „Krönung der Frauenkirche.“ Für die älteren Dresdner, die das Schicksal der Kirche über Jahrzehnte hinweg in ihren Herzen trugen, an einen Wiederaufbau aber nur in seltenen Träumen dachten, ist dieses Ereignis ein sichtbares Zeichen der Hoffnung.

Von der Botschaft des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung spricht der Landesbischof auch in seiner Predigt. Die Zerstörung der Kirche war eine Tragödie, ihr Wiederaufbau ist ein Akt der Barmherzigkeit und setzt Zeichen der Versöhnung. Diese Worte gelten besonders den anwesenden britischen Vertretern der Förderinitiative „Dresden Trust“, die 750.000 Euro für den Wiederaufbau der großen „Steinernen Glocke“ sammelten und das goldene Kuppelkreuz finanzierten. Insgesamt sind bisher über 100 Millionen Euro – mehr als die Hälfte der Baukosten – an Spenden eingegangen. Das Motto des Wiederaufbaus hieß „Brücken bauen – Versöhnung leben“.

Frauenkirche (Bild: Der Weg)

Ein neuer touristischer Höhepunkt

In der Zwischenzeit ist viel Arbeit getan worden. Viel Kraft ist in den Innenausbau, die künstlerische Gestaltung der Emporen[3] und die Ausmalung der Innenkuppel gesteckt worden. Auch die Orgel der Frauenkirche ist jetzt fertig, und man kann endlich wieder ihrer Musik lauschen. Am Sonntag vor dem Reformationsfest, am 30. Oktober 2005, wurde die Frauenkirche in einem großen Festgottesdienst geweiht. Hunderttausende Menschen begleiteten den festlichen Akt vor Ort oder am Fernsehen.

Dresden hat sein Wahrzeichen wieder, und damit auch einen neuen touristischen Höhepunkt. Von der Aussichtsplattform auf der Kuppel hat man einen wunderschönen Blick auf Dresden. Konzerte und Kirchenmusik, besonders Orgel- und Vokalkonzerte, werden zu hören sein. Vor allen Dingen aber ist die Kirche ein Ort der Stille und des Gottesdienstes. Täglich um 12 Uhr läutet die Friedensglocke der Frauenkirche und lädt zum Innehalten und zum Gebet für den Frieden ein. Es gibt unter anderem eine tägliche Mittagsandacht, Gottesdienste am Sonntag, und in der Unterkirche gibt es einen Raum der Stille, in dem man Ruhe und Besinnung finden kann.

Auch in Zukunft wird die Frauenkirche Zeugnis ablegen über die Geschichte ihrer Zerstörung. Zugleich ist sie aber ein Zeugnis der Überwindung von Feindschaft und ein Zeichen der Hoffnung und Versöhnung.

 

Der Artikel erschien in „Der Weg“ 4/2005

 

[1] die Silhouette: die dunklen Konturen eines Körpers, die man sieht, wenn das Licht hinter ihm stärker ist als vor ihm
[2] lat: Gib uns Frieden
[3] die Empore: eine Art Balkon, besonders in Kirchen oder großen Sälen